Anwendung Faszienkamm

Hautgesundheit ganzheitlich betrachtet

#kneipp #ayur­ve­da #gua sha #fas­zi­en­mas­sa­ge #abhyan­ga

Caro­la Bleis

Unser größ­tes und lebens­wich­ti­ges Organ ist die Haut. Was sie braucht, um gesund und schön zu blei­ben, und was Kneipp, Ayur­ve­da oder eine Mas­sa­ge der Fas­zi­en bewir­ken kön­nen, erfah­ren Sie in die­sem Arti­kel.

Bei einer Flä­che von ca. ein­ein­halb bis zwei Qua­drat­me­tern bil­det unse­re Haut einen elas­ti­schen Schutz, der den gesam­ten Kör­per bedeckt. In meh­re­ren Schich­ten auf­ge­baut, sorgt unse­re Haut unter ande­rem dafür, dass Krank­heits­er­re­ger abge­wehrt wer­den. Eine Mischung aus dem Talg der Talg­drü­sen sowie dem Schweiß der Schweiß­drü­sen bil­det ihren Säu­re­schutz­man­tel. Der pH-Wert soll­te im leicht sau­ren Bereich lie­gen, um z.B. das Wachs­tum von Bak­te­ri­en oder Pil­zen zu ver­hin­dern.

Aber nicht nur als Schutz­or­gan ist die Haut lebens­wich­tig, son­dern auch als Sin­nes­or­gan spielt sie eine bedeu­ten­de Rol­le. Im Grun­de genom­men kann man das eine vom ande­ren nicht tren­nen. Ther­more­zep­to­ren las­sen uns Wär­me bzw. Käl­te emp­fin­den. Tast­kör­per­chen reagie­ren auf mecha­ni­sche Rei­ze, Ruf­fi­ni-Kör­per­chen z.B. auf Dehn­rei­ze. Die­se Rei­ze, wei­ter­ge­lei­tet an unser Gehirn, sor­gen dann, je nach Mel­dung, für unter­schied­li­che Reak­tio­nen im Kör­per.

Altes Wis­sen

Das Wis­sen, dass der Kör­per auf einen Reiz über die Haut mit zahl­rei­chen Reak­tio­nen „ant­wor­tet“, nutzt man in der Natur­heil­kun­de mit ihren ganz­heit­li­chen Ansät­zen bereits seit vie­len Jahr­zehn­ten. Schon Sebas­ti­an Kneipp hat­te vor ca. 150 Jah­ren weit­rei­chen­de Erfol­ge (neben sei­ner Pflan­zen­the­ra­pie, gesun­der Ernäh­rung, Ord­nungs­the­ra­pie und Bewe­gung) mit sei­nen Kalt­was­ser-Anwen­dun­gen, in der Regel waren es Kalt­was­ser-Güs­se.

Kalt­was­ser-Güs­se

Bei einem Knie­guss, Schen­kel­guss, Arm­guss oder Voll­guss wird das kal­te Was­ser kurz­zei­tig auf die Haut (Ther­more­zep­to­ren) gebracht und sorgt für eine Vaso­konstrik­ti­on (kurz­fris­ti­ge Arte­ri­en­ver­en­gung) der peri­phe­ren Arte­ri­en. Nach­dem der Kalt­reiz been­det wird, tritt eine Vaso­dila­ta­ti­on (Erwei­te­rung der Gefä­ße) und damit eine gewoll­te Mehr­durch­blu­tung, mit allen posi­ti­ven Wir­kun­gen auf den gesam­ten Kör­per, ein: Durch die Blut­ver­schie­bung in den Blut­de­pots, wie Leber und Milz, kommt es zu einer Zir­ku­la­ti­on in die Kör­per­pe­ri­phe­rie, hier­durch wird auch die Haut bes­ser durch­blu­tet sowie der Lymph­fluss akti­viert. Eine Viel­zahl von Reak­tio­nen im hor­mo­nel­len Sys­tem macht die­ses mög­lich.

Ein Anwen­dungs­bei­spiel für einen Kneipp‘schen Knie­guss für die Eigen­the­ra­pie:
Am ein­fachs­ten mit einem Dusch­schlauch aus­ge­führt, begin­nen Sie an der rech­ten Unter­schen­kel-Außen­sei­te. Der Was­ser­schlauch (es soll ein druck­lo­ser Was­ser­man­tel auf der Haut ent­ste­hen) wird lang­sam an der Außen­sei­te des Beins her­auf­ge­führt und ober­halb des rech­ten Knies zur Innen­sei­te des rech­ten Unter­schen­kels her­un­ter­ge­bracht. Im Anschluss behan­deln Sie den lin­ken Unter­schen­kel in glei­cher Wei­se. Wäh­rend die­ser cir­ca drei­mi­nü­ti­gen Anwen­dung atmen Sie bewusst gleich­mä­ßig ein und aus.
Wir­kung: Der Kneipp‘sche Knie­guss wirkt durch­blu­tungs­för­dernd und haut­straf­fend; er ver­bes­sert die Atem­tie­fe, trai­niert die Blut­ge­fä­ße, beugt damit Krampf­adern vor, stärkt das Immun­sys­tem, nor­ma­li­siert den Blut­druck; beson­ders nied­ri­ger Blut­druck wird schnell aus­ge­gli­chen.

Für die Wir­kung sei­ner The­ra­pie nutz­te Kneipp zu sei­ner Zeit kei­ne wis­sen­schaft­li­chen Unter­su­chun­gen oder empi­ri­sche Stu­di­en. Er ver­ließ sich auf sein Erfah­rungs­wis­sen.

Wäh­rend sich die Kneipp‘sche The­ra­pie stark mit Kalt­was­ser­an­wen­dun­gen befasst, ist es im Ayur­ve­da fast das Gegen­teil. Hier setzt man auf Wär­me:

Ayur­ve­da

Geht man in der Zeit wei­ter zurück und sucht nach Heil­kun­de in ande­ren Tei­len der Welt, fin­det man z.B. zum Ayur­ve­da. Die Leh­re vom gesun­den lan­gen Leben stammt aus Indi­en und ist mehr als drei­tau­send Jah­re alt. Sie wur­de von Gene­ra­ti­on zu Gene­ra­ti­on über­lie­fert und ist zu Tei­len mitt­ler­wei­le bei uns in Euro­pa ange­kom­men. Auch hier nutzt man unter ande­rem die Haut­re­ak­ti­on, um die Gesund­heit zu för­dern.

Haut­ge­sund­heit wird im Ayur­ve­da ganz­heit­lich gese­hen. Der Ayur­ve­da-Kon­sti­tu­ti­ons­typ wird über die indi­vi­du­el­le Aus­prä­gung der drei Doshas ermit­telt: Vata, Pit­ta und Kapha. Jedes die­ser Doshas steht für ein Tem­pe­ra­ment, für die Eigen­art einer Per­son, die Beschaf­fen­heit von Haut und Haar, die Ver­dau­ung sowie ande­re Beson­der­hei­ten. Als erstre­bens­wert sieht es die ayur­ve­di­sche Heil­kun­de an, die Doshas mög­lichst aus­zu­glei­chen. Es darf zwar eine leich­te Domi­nanz eines Doshas vor­herr­schen, aber im Grun­de strebt die Heil­kun­de stets nach Aus­gleich.

Zum Bei­spiel wer­den der Herbst und die Win­ter­mo­na­te eben­so wie die soge­nann­te drit­te Lebens­pha­se dem Vata-Dosha zuge­ord­net. Vata steht unter ande­rem für: Unru­he, Beweg­lich­keit, Käl­te, Tro­cken­heit. Die­se Begrif­fe bezie­hen sich sowohl auf die Natur im All­ge­mei­nen als auch auf den mensch­li­chen Kör­per:
Die Haut wie auch die Schleim­häu­te wer­den tro­cken und sol­len genährt wer­den, um gesund zu blei­ben. Von innen geschieht dies mit war­men, leicht­ver­dau­li­chen Spei­sen. War­mer Früh­stücks­brei, Gemü­se­sup­pen sowie ähn­lich gut Ver­dau­li­ches mit ent­spre­chen­den Gewür­zen wie Kur­ku­ma oder Ing­wer, um nur weni­ge zu nen­nen, hel­fen, den Kör­per sowie die Haut gesund zu erhal­ten. Auch das Trin­ken der „gol­de­nen Milch“, Milch mit einer Kur­ku­ma-Gewürz­mi­schung, hilft beim Aus­gleich der Doshas und för­dert die Gesund­heit.

Zu den äußer­li­chen Anwen­dun­gen des Ayur­ve­da gehö­ren die Mas­sa­gen mit war­mem Sesam­öl oder Fuß­mas­sa­gen mit Ghee, geklär­tem But­ter­fett. Die­se wir­ken näh­rend, sol­len ent­span­nen, den Geist beru­hi­gen und damit den Vata-Über­schuss aus­glei­chen. So bleibt der Mensch gesund.

Ein Anwen­dungs­bei­spiel einer klas­si­schen Ayur­ve­di­schen Ölmas­sa­ge-Abhyan­ga
(Selbst­mas­sa­ge, z.B. am Mor­gen vor dem Duschen):
Hier­zu fin­det gereif­tes (ein­ma­lig kurz auf ca. 95° Grad erhitz­tes) Sesam­öl Ver­wen­dung. Für die direk­te Anwen­dung bei der Abhyan­ga-Mas­sa­ge soll­te das Öl eine Tem­pe­ra­tur von unge­fähr 30°-35° Grad haben.

Sie begin­nen, Ihr lin­kes Bein (vom Fuß­knö­chel bis zum Gesäß) mit dem Öl zu „begie­ßen“ und mit gro­ßen aus­strei­chen­den Mas­sa­ge­grif­fen zu behan­deln. Danach folgt die Behand­lung des rech­ten Beins in glei­cher Wei­se. Mas­sie­ren Sie dann den Bauch sowie die Brust. Anschlie­ßend fol­gen die Arme, der Nacken und der Rücken (soweit Sie die­sen selbst errei­chen). Falls Sie 5 Minu­ten Zeit fin­den für eine kur­ze Ruhe­pau­se, damit das Öl ein­wir­ken kann, so ist das ganz im Sin­ne der Ayur­ve­da-Leh­re. Abschlie­ßend duschen Sie mit war­mem Was­ser (mög­lichst ohne Dusch­gel) das Öl vom Kör­per ab.
Wir­kung: Die Abhyan­ga-Mas­sa­ge ist ein kur­zes Mor­gen­ri­tu­al mit (Haut)nährender aus­glei­chen­der Wir­kung.

Gua Sha

Aus der Chi­ne­si­schen Medi­zin kommt die Metho­de des Haut­scha­bens. Gua Sha fin­det Ein­satz, um Schad­stof­fe aus dem Kör­per aus­zu­lei­ten.

Das „Qui“, die Lebens­en­er­gie, soll wie­der flie­ßen. Inten­si­ves Scha­ben auf der Haut, mit einem fla­chen Stein‑, Holz- oder Horn­ge­gen­stand, ver­ur­sacht klei­ne­re Ein­blu­tun­gen in die obe­ren Schich­ten von Haut und dar­un­ter­lie­gen­dem Gewe­be. Die­ser Vor­gang akti­viert die kör­per­ei­ge­nen Abwehr­kräf­te und gleicht Dys­ba­lan­cen aus.

Auch die Metho­de Gua Sha hat einen ganz­heit­li­chen Ansatz und beruht auf Über­lie­fe­run­gen. Indi­ka­tio­nen die­ser Reiz­the­ra­pie:
► Ver­bes­se­rung der Nie­ren­funk­ti­on
► Anre­gung des Herz-Kreis­lauf-Sys­tems
► Akti­vie­rung des Lymph­flus­ses
► Aus­lei­tung von Schad­stof­fen
► Schmerz­lin­de­rung
► Stär­kung der Abwehr­kräf­te
► Ent­span­nung von Bän­dern, Seh­nen, Mus­ku­la­tur

Die­se Metho­de wird bei uns in Deutsch­land zur­zeit im Wesent­li­chen mit der Haut­ver­jün­gung in Ver­bin­dung gebracht. Auch dafür kann man die Gua Sha-Scha­ber ver­wen­den. Sie soll­ten dann aller­dings mit sanf­te­rem Druck ange­wandt wer­den.

Mas­sa­ge mit dem Fas­zi­en­kamm

Ein neu­es Tool, um eine Mas­sa­ge der Haut, der Unter­haut und der Fas­zi­en durch­zu­füh­ren, ist der Fas­zi­en­kamm. Hier­bei han­delt es sich um ein neu ent­wi­ckel­tes Fas­zi­en-Mas­sa­ge­tool, das eben­falls eine sehr ein­fach durch­zu­füh­ren­de Selbst­mas­sa­ge des gesam­ten Kör­pers ermög­licht.

Der Fas­zi­en­kamm sti­mu­liert nicht nur die Hautebe­ne, son­dern auch das Unter­haut­bin­de­ge­we­be, wodurch es dort zu einer Mikro­zir­ku­la­ti­on kommt. Die Anwen­dung kann täg­lich erfol­gen, am bes­ten mor­gens, und dau­ert ca. 5–7 Minu­ten.

Und so funktioniert’s:
Neh­men Sie den Kamm in die rech­te Hand und begin­nen Sie, die­sen mit lang­sa­men, gleich­mä­ßi­gen „Stri­chen“ den rech­ten Unter­schen­kel ent­lang auf­wärts in Rich­tung Knie zu zie­hen. Danach behan­deln Sie in glei­cher Wei­se den rech­ten Ober­schen­kel und das rech­te Gesäß bis zum unte­ren Rücken. Wie­der­ho­len Sie die­se Mas­sa­ge­stri­che 3–5 Mal. Anschlie­ßend füh­ren Sie die­sel­ben Aktio­nen an Ihrem lin­ken Bein und Gesäß inkl. unte­rem Rücken aus.

Als nächs­tes folgt der Bauch: Zie­hen Sie dafür den Fas­zi­en­kamm von ober­halb der rech­ten Leis­te begin­nend bis zum unte­ren Rip­pen­bo­gen unter­halb der Brust. Die nächs­te Mas­sa­ge­li­nie ver­läuft in der Mit­te von unten, begin­nend ober­halb der Scham­be­haa­rung, über den Bauch­na­bel wie­der bis unter die Brust. Die drit­te Mas­sa­ge­li­nie zie­hen Sie, jetzt von links unten, ober­halb der Leis­te begin­nend, wie auf der rech­ten Sei­te, bis hoch zur Brust. Auch hier füh­ren Sie 3–7 Wie­der­ho­lun­gen der ein­zel­nen Strich­füh­run­gen durch.

Anschlie­ßend behan­deln Sie die Fas­zi­en im Bereich der Brust­mus­ku­la­tur:
Zie­hen Sie den Kamm (in der lin­ken Hand) dafür von der Mit­te des Brust­beins begin­nend (unter­halb des Schlüs­sel­beins und ober­halb des Brust­an­sat­zes) in Rich­tung rech­te Schul­ter. Nach 3–5 Wie­der­ho­lun­gen behan­deln Sie die lin­ke Sei­te des Brust­mus­kels in glei­cher Wei­se. Den Kamm kön­nen Sie dafür in Ihre rech­te Hand neh­men.

Nun mas­sie­ren Sie Ihren rech­ten Arm vom Hand­rü­cken bis zur Schul­ter. Nach 3–5 Wie­der­ho­lun­gen dre­hen Sie den Arm und behan­deln die Innen­sei­te von der Han­din­nen­flä­che bis zur Ach­sel­höh­le. Auch hier wer­den 3–5 Wie­der­ho­lun­gen aus­ge­führt. Danach wird der lin­ke Arm in glei­cher Abfol­ge behan­delt.

Abschlie­ßend folgt die Mas­sa­ge des Nackens. Dafür legen Sie den Fas­zi­en­kamm rechts am Hin­ter­kopf an und zie­hen ihn mit sanf­tem Druck nach unten in Rich­tung Schul­ter. Ach­ten Sie dar­auf, dass Sie die Wir­bel­säu­le aus­spa­ren und nicht (!) mas­sie­ren. Nach­dem Sie die­se Mas­sa­ge­stri­che 3–5 Mal aus­ge­führt haben, behan­deln Sie die lin­ke Sei­te des Nackens in glei­cher Form. Damit ist die Fas­zi­en­mas­sa­ge been­det.
Wir­kung: Die Mas­sa­ge mit dem Fas­zi­en­kamm hält das Fas­zi­en­ge­we­be elas­tisch und wirkt durch­blu­tungs­för­dernd. Der Lymph­fluss wird ange­regt, der Stoff­wech­sel akti­viert. Die Mus­ku­la­tur sowie die Fas­zi­en­struk­tu­ren im Nacken­be­reich ent­span­nen.

Prä­ven­ti­on – Vor­beu­gen ist immer bes­ser

Haut, Fas­zi­en- und Bin­de­ge­we­be sind Flüs­sig­keits­spei­cher. Durch aus­rei­chen­des Trin­ken, am bes­ten geeig­net ist Was­ser, erhö­hen wir die Geschmei­dig­keit und sor­gen damit für einen (im Wort­sinn) rei­bungs­lo­sen Nähr­stoff­trans­port durch den Kör­per. Nicht zuletzt trägt das zur Gesund­erhal­tung des gesam­ten Kör­pers bei.

Fazit

So unter­schied­lich die Metho­den sowohl vom Ursprung als auch von der Tra­di­ti­on sein mögen, so haben sie doch etwas Wich­ti­ges gemein­sam: Sie betrach­ten den Men­schen als Gan­zes.

healthstyle

Bücher/CDs der Autorin:

Kombi-Angebot CD und Faszienkamm  CD Entspannung Faszien von C. Bleis Buch Faszien lösen von C. Bleis  Buch Feldenkrais von C. Bleis

Über die Autorin:

Portrait Carola Bleis

Caro­la Bleis ist Phy­sio­the­ra­peu­tin, Yoga- und Fel­den­krais-Leh­re­rin, Sys­te­mi­scher Coach und Autorin.

Schwer­punk­te: Bewe­gungs­the­ra­pie, Mas­sa­ge, Well­ness

Kon­takt: www.faszieology.com

Wei­te­re Lite­ra­tur­tipps zum The­ma:

Buch Hautnah von Adler  Buch Ayurveda von Blüge  Buch Ayurveda von B. Frohn

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