Zwei Menschen umarmen sich

Die heilende Kraft der Vergebung 


Gesund alt werden | Vergebungsarten im Vergleich

Con­ny Elo­hin Zahor 

Herkömmliche Vergebung 

► Was heißt es, zu ver­ge­ben? 
► Was bedeu­tet Ver­ge­bung für mich? 
► Mit wel­chen Gedan­ken wer­de ich kon­fron­tiert, wenn ich nur das Wort „ver­ge­ben“ höre? 

In Gesprä­chen mit Mit­men­schen höre ich oft: „Was? Ver­ge­ben? Ich habe nichts zu ver­ge­ben, ich bin mit allem im Rei­nen!“. Wenn es tat­säch­lich so ist, dann haben wir alles erreicht, was es in die­ser Welt zu errei­chen gibt – nichts kann unse­ren inne­ren Frie­den stö­ren, da wir mit allem und jedem im Rei­nen, d.h. EINS sind. Doch wenn wir genau­er hin­spü­ren: Ist es wirk­lich so? 

Die Ver­ge­bungs­ar­beit wird oft belä­chelt und unter­schätzt und ich spü­re in Gesprä­chen die Angst, die sich dahin­ter ver­birgt, mal genau­er hin­zu­se­hen und dadurch sei­ne eige­nen Lebens­the­men zu hin­ter­fra­gen und anzu­se­hen. Man lebt wei­ter im All­tag mit all den klei­nen und gro­ßen Dra­men, kommt mal mehr, mal weni­ger damit zurecht und ver­zet­telt sich in Urtei­len und Bewer­tun­gen. Dabei kommt auch gesund­heit­lich der Ver­ge­bungs­pra­xis eine gro­ße Bedeu­tung zu. Ein schö­ner Text hier­zu aus der Quel­le „Neu­es Leben, Super­me­di­ka­ment Ver­ge­bung, Inter­view Ste­fan Rüth, März 2008“: 

Wir kön­nen nicht gesund sein, wenn unser Kör­per mit Ener­gien von Wut, Depres­si­on, Schuld und Trau­er ver­stopft ist. Um unse­re Gesund­heit auf­recht zu erhal­ten, muss die Lebens­en­er­gie frei flie­ßen kön­nen. Kar­dio­lo­gen spre­chen von For­schungs­er­geb­nis­sen, die auf­zei­gen: Wer ver­gibt, schont sein Herz und senkt den Blut­druck. 

30% der Rücken­be­schwer­den sind psy­chisch bedingt, Nicht-Ver­ge­bung kann eine Mit­ur­sa­che für kör­per­li­che Erkran­kun­gen sein. Prof. Dr. Hel­mut Ren­ner hat den Ein­druck, dass bei 30% sei­ner Krebs-Pati­en­ten das The­ma der Nicht-Ver­ge­bung eine Mit­ver­ur­sa­chung ihrer Erkran­kung sein kann. Hagio­the­ra­peu­ten, die vor­wie­gend nur see­li­sche Krank­hei­ten behan­deln, schät­zen die­se Zahl sogar auf 70%. 

Wenn wir see­lisch ver­letzt sind, pas­siert vie­les über die Neu­ro­im­mu­no­lo­gie. Ein see­li­sches Pro­blem hemmt über Pro­zes­se, die im Kör­per von Gewebs­hor­mo­nen trans­por­tiert wer­den, bestimm­te Ner­ven­bah­nen und damit letzt­lich die kör­per­ei­ge­ne Abwehr. Prof. Dr. Ren­ner hat sehr ein­drück­li­che Erfah­run­gen mit Pati­en­ten gemacht, die ver­ge­ben haben. Er ver­schreibt hin und wie­der sei­nen Pati­en­ten Psalm 23 – „Der Herr ist mein Hir­te“ –, in dem Bewusst­sein, der Frie­de zieht erst dann ins Leben ein, wenn voll­stän­dig ver­ge­ben wur­de. 

Wei­te­re wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en bele­gen:
► Redu­zie­rung von Kopf- und Magen­schmer­zen
► Sen­kung des Blut­drucks und des Pul­ses 
► Abnah­me von Mus­kel­ver­span­nun­gen 
► See­li­sche Aus­ge­gli­chen­heit 
► Vita­le und opti­mis­ti­sche­re Gefüh­le 
► Lin­de­rung von Rücken­schmer­zen und Depres­sio­nen 
► Schutz vor aku­ten und chro­ni­schen Schmer­zen 
► Schnel­le­re Erho­lung vom Stress des Ärgers 
► Schutz des Her­zens 

Nun, was mei­nen wir, wenn wir von Ver­ge­bung spre­chen? Wenn ich etwas zu ver­ge­ben habe, ist mir etwas Schlim­mes wider­fah­ren. Jemand hat sich an mir schul­dig gemacht. Ich bin ver­letzt wor­den und mache jemand ande­ren dafür ver­ant­wort­lich, wie ich mich füh­le. Indem ich gedank­lich immer wie­der in die­ser Geschich­te ver­wei­le, hal­te ich an der Ver­gan­gen­heit fest. Ich füh­le mich als Opfer der Umstän­de, als Opfer ande­rer Mit­men­schen. Die­ses Gefühl nimmt mir sehr viel Lebens­freu­de und letzt­end­lich Lebens­en­er­gie und ‑qua­li­tät. Hier darf ich nun inne­hal­ten und mal genau­er hin­se­hen, wenn ich das möch­te. 

Einer­seits ent­steht in mir der Wunsch zu ver­ge­ben, da sich die­ser Teil in mir, der sich als Opfer fühlt, ger­ne befrei­en möch­te. Ande­rer­seits hängt mein Ver­stand an der Geschich­te, an die­ser Situa­ti­on, die mir wider­fah­ren ist, der ich durch mei­ne Gedan­ken Zünd­stoff gebe und sie dadurch stän­dig erneut erfah­re – durch mei­ne Gedan­ken oder durch jede Begeg­nung mit den betei­lig­ten Per­so­nen. Es kommt also einer­seits der Wunsch hoch, zu ver­ge­ben, dem ande­rer­seits das Bedürf­nis zu beschul­di­gen gegen­über­steht. 

Die­se bei­den Hal­tun­gen wider­spre­chen ein­an­der und mein inne­rer Frie­den ist nun sehr stark davon abhän­gig, wel­cher Hal­tung ich mehr Raum gebe. Und das kann – je nach Tages­form und per­sön­li­chem momen­ta­nen Erle­ben – sehr will­kür­lich und unter­schied­lich sein. Füh­le ich mich wohl, fällt es mir leich­ter zu ver­ge­ben. Füh­le ich mich unwohl, bin ich eher im Ver­ur­tei­len und suche Schul­di­ge im Außen. Die erleb­ten Opfer­ge­schich­ten eig­nen sich gut dazu und sind immer wie­der prä­sent, sobald ich sie her­vor­ho­len möch­te oder sie wie­der­ho­len sich durch ande­re Per­so­nen und ähn­li­che Situa­tio­nen.  

Das Schwie­rigs­te ist, nicht ver­ges­sen zu können.  

Das ist die Wun­de, die schmerzt, und wir haben kei­ne Anlei­tung, wie man sie los­lässt. Hier hat die Ver­ge­bung ihren Platz und ich darf mir bewusst wer­den: ich habe die Wahl zu ver­ge­ben oder am Nicht-Ver­ge­ben fest­zu­hal­ten. 

Doch wenn wir nicht ver­ge­ben und an unse­rem Groll und Recht­ha­ben fest­hal­ten, ver­skla­ven wir uns selbst. Es kann unter Umstän­den vie­le Jahr­zehn­te dau­ern, bis die Opfer­ener­gie bei her­kömm­li­cher Ver­ge­bungs­pra­xis (Zeit heilt alle Wun­den) nicht mehr schmerzt – und so kann es durch­aus sein, dass wir kurz vor unse­rem phy­si­schen Tod noch eine Men­ge Groll in uns tra­gen. Viel­leicht geht es dann in die nächs­te Run­de? Viel­leicht aber woll­ten wir uns genau so erfah­ren und dien­ten ande­ren als Leh­rer durch unser Nicht-Ver­ge­ben. Es gilt hier nicht zu wer­ten, son­dern bei uns selbst zu blei­ben. Wir sind Schü­ler und Leh­rer gleich­zei­tig. 

Ein schö­ner Text zur „Ver­ge­bung“ ist auf der CD „Gebor­gen im Leben“ von Eli­sa­beth Küb­ler Ross und David Kess­ler (gele­sen von Eri­ka Plu­har) zu hören: Ster­ben­de kön­nen uns eine Men­ge über wah­re Ver­ge­bung leh­ren. Sie den­ken nicht „Ich habe Recht gehabt, und da ich Recht habe, sehe ich, wie sehr Du im Unrecht warst. Ich habe die Grö­ße, Dir zu ver­ge­ben.“ Sie den­ken viel­mehr: „Du hast Feh­ler gemacht und ich auch. Wer hät­te kei­ne gemacht? Aber ich will Dich nicht län­ger durch Dei­ne Feh­ler defi­nie­ren und durch mei­ne defi­niert wer­den.“ 

Ster­ben heißt defi­ni­tiv los­las­sen. Ster­ben­de haben kei­ne Zeit mehr, sich in den Beschäf­ti­gun­gen der Welt zu ver­lie­ren. Sie müs­sen sich im Hier und Jetzt mit sich selbst inner­halb ihres Den­kens beschäf­ti­gen. In die­sem Sta­di­um fällt es viel­leicht ein­fa­cher, zu erken­nen, dass hin­ter unse­rem Leben mehr steckt, als uns auf Feh­ler zu begren­zen. 

Inter­es­sant ist, wie sehr wir einen Unter­schied der Schuld von Kin­dern zu Erwach­se­nen machen. Bei Kin­dern genügt uns noch eine Ent­schul­di­gung. Wir sehen ihre Ängs­te und ihre Unsi­cher­hei­ten, wir sind bereit, ihre Unschuld, sie mensch­lich zu sehen, da sie ja ganz offen­sicht­lich noch viel zu ler­nen haben. Wir stel­len unse­re eige­ne Ver­let­zung in den Hin­ter­grund, unser Beschüt­zer­instinkt kommt zum Vor­schein – sie genie­ßen den „Wel­pen­schutz“. 

Jugend­li­chen und Erwach­se­nen gegen­über sind wir schon nicht mehr so tole­rant, sehen wir sie doch eher im Ver­gleich zu unse­rem eige­nen Ver­hal­ten. Wir haben Erwar­tun­gen und sind nicht so schnell bereit, ihnen etwas nach­zu­se­hen. Unse­re Auf­merk­sam­keit liegt hier bei unse­rem Schmerz, den uns ande­re zuge­fügt haben, und bei der Schuld, in der wir ande­re belas­sen wol­len. Ent­schul­di­gun­gen allein rei­chen oft nicht aus. 

Eini­ge Merk­ma­le der her­kömm­li­chen Ver­ge­bung sind:
► Es geht ums Recht­ha­ben 
► Unser Ver­stand will wis­sen und sucht nach Erklä­run­gen 
► Unse­re men­ta­le Intel­li­genz fragt stän­dig nach dem „War­um?“ 
► Wir füh­len uns als Opfer 
► Schuld und Sün­de wer­den auf­recht­erhal­ten 
► Wir haben kei­nen Ein­fluss auf das Gesche­he­ne, kön­nen aktiv nichts bewir­ken 
► Es dau­ert unter Umstän­den sehr lan­ge, bis kei­ne Groll-Ener­gie mehr zu spü­ren ist 
► Wir glau­ben, wir sind Men­schen, die gele­gent­lich spi­ri­tu­el­le Erfah­run­gen machen 

Intui­tiv wis­sen wir alle, dass uns Ver­ge­bung gut tut. Doch wie gehen wir vor?  

Der ers­te Schritt zur Ver­ge­bung ist, ver­ge­ben zu wol­len.  

Dazu will ich den ande­ren als Mensch mit Bedürf­nis­sen erken­nen, ver­letz­lich, bedürf­tig, unvoll­kom­men wie ich selbst, ein Mensch, der Feh­ler macht und eben­so nach Glück in sei­nem Leben sucht wie ich selbst. Alle Emo­tio­nen und Wut­aus­brü­che, die die­se Situa­ti­on her­vor­bringt, dür­fen da sein, sind will­kom­men, bei der ande­ren Per­son eben­so wie bei mir.  

Der zwei­te Schritt zur Ver­ge­bung ist, mei­ne destruk­ti­ven Gefüh­le bewusst wahr­zu­neh­men. Sie dür­fen da sein, ich darf mich abre­agie­ren und die Ener­gie der Trau­rig­keit, hin­ter der viel­leicht eine hef­ti­ge Wut steckt, oder auch umge­kehrt, darf frei wer­den. Jog­gen, auf ein Kis­sen oder in einen Sand­sack schla­gen, schrei­en etc. befreit die­se Ener­gien, tie­fer­lie­gen­de Gefüh­le kön­nen zum Vor­schein kom­men und dür­fen ange­se­hen und ange­nom­men wer­den, als Teil mei­nes Mensch­seins.  

Der drit­te Schritt zur Ver­ge­bung ist, die Gefüh­le an mich her­an­zu­las­sen, sie anzu­se­hen, ihren Schmerz zu füh­len – und zu erken­nen: Das hat mehr mit mir zu tun als mit dem ande­ren. Der ande­re geht mich nichts an, ich bin allei­ne für mei­nen Frie­den ver­ant­wort­lich. Erst dann kann ich die Gefüh­le gehen las­sen und erken­ne: Ich tue mir dabei etwas Gutes. Hier bin ich dann schon ein gro­ßes Stück wei­ter und begrei­fe, es geht letzt­end­lich nur um mich. Ich bin für mein Glück selbst ver­ant­wort­lich. 

Die her­kömm­li­che Ver­ge­bungs­pra­xis bringt mich mit mir selbst in Ver­bin­dung und lässt mich Frie­den schlie­ßen mit der Situa­ti­on, dem ande­ren und mit mir. 

► Doch wie lan­ge kön­nen wir die­sen Frie­den hal­ten?
► Wie ent­wi­ckelt sich mei­ne Bezie­hung zu die­sem ande­ren Men­schen, der mir etwas ange­tan hat und dem ich ver­ge­ben habe, tat­säch­lich? 
► Zie­he ich mich mehr zurück, bin ich von nun an vor­sich­ti­ger? 

Die Geschich­te bleibt und die Ver­su­chung, die­ses Ereig­nis, dem ich ver­ge­ben habe, bei einer erneu­ten Ver­let­zung durch die Per­son her­vor­zu­ho­len, ist groß, denn die Schuld bleibt eben­falls. Oft­mals erle­ben wir die­sel­ben Situa­tio­nen dann immer wie­der, viel­leicht auch mit ande­ren Per­so­nen. Unser Ego hat hier viel Spiel­raum. Wir kön­nen zwar ver­ge­ben, doch wenn die­sel­ben Bezie­hungs­pro­ble­me mit ande­ren Men­schen auf­tau­chen oder wir immer wie­der die­se Mus­ter erle­ben, füh­len wir uns selbst falsch und schul­dig. Ein Teu­fels­kreis der Gefüh­le, in dem Depres­sio­nen und Erschöp­fungs­zu­stän­de sich aus­brei­ten kön­nen, ent­steht. 

Man ist ver­sucht zu bewer­ten, ver­glei­chen, kon­trol­lie­ren und fühlt sich abhän­gig von äuße­ren Umstän­den. Mit enor­mem Ener­gie­auf­wand ver­strickt man sich in die Ver­gan­gen­heit sowie in eine sor­gen­vol­le Zukunft. Ein gesun­des, freud­vol­les Leben im Hier und Jetzt erscheint uner­reich­bar. Die Wahl, ver­ge­ben zu wol­len, sich selbst oder ande­ren, ist ein gro­ßer und ers­ter Schritt in ein befrei­tes und glück­li­ches Leben. Unab­hän­gig unse­rer Reli­gi­on, Haut­far­be oder unse­res Geschlechts ist Ver­ge­bung eine uni­ver­sel­le, auf allen Ebe­nen wirk­sa­me Metho­de. 

Unse­rer Krea­ti­vi­tät, wie wir ver­ge­ben, sind dabei kei­ne Gren­zen gesetzt. Die Her­an­ge­hens­wei­se des Ver­zei­hens bei den Babem­ba-Stäm­men aus Süd­afri­ka ist ein schö­nes Bei­spiel, wie gren­zen­los lie­be­voll und krea­tiv wir als Men­schen vor­ge­hen kön­nen (von Vera Bir­ken­bihl: Sto­ry Power): 

Ver­zei­hen ist die größ­te Hei­lung. Wenn ein Stam­mes­mit­glied der Babem­ba unge­recht gewe­sen ist oder unver­ant­wort­lich gehan­delt hat, wird er in die Dorf­mit­te gebracht, aber nicht dar­an gehin­dert, weg­zu­lau­fen. Alle im Dorf hören auf zu arbei­ten und ver­sam­meln sich um den „Ange­klag­ten“. Dann erin­nert jedes Stam­mes­mit­glied, ganz gleich wel­chen Alters, die Per­son in der Mit­te dar­an, was sie in ihrem Leben Gutes getan hat. Alles, an das man sich in Bezug auf die­sen Men­schen erin­nern kann, wird in allen Ein­zel­hei­ten dar­ge­legt. Alle sei­ne posi­ti­ven Eigen­schaf­ten, sei­ne guten Taten, sei­ne Stär­ken und sei­ne Güte wer­den dem „Ange­klag­ten“ in Erin­ne­rung geru­fen. Alle, die den Kreis um ihn her­um bil­den, schil­dern dies sehr aus­führ­lich. Die ein­zel­nen Geschich­ten über die­se Per­son wer­den mit abso­lu­ter Ehr­lich­keit und gro­ßer Lie­be erzählt. 

Es ist nie­man­dem erlaubt, das Gesche­he­ne zu über­trei­ben und alle wis­sen, dass sie nichts erfin­den dür­fen. Nie­mand ist bei dem, was er sagt, unehr­lich oder sar­kas­tisch. Die Zere­mo­nie wird so lan­ge fort­ge­führt, bis jeder im Dorf mit­ge­teilt hat, wie sehr er die­se Per­son als Mit­glied der Gemein­de schätzt und respek­tiert. Der gan­ze Vor­gang kann meh­re­re Tage dau­ern. Am Ende wird der Kreis geöff­net und nach­dem der Betrof­fe­ne wie­der in den Stamm auf­ge­nom­men wor­den ist, fin­det eine fröh­li­che Fei­er statt. 

Wenn wir durch die Augen der Lie­be sehen, wie es in der Zere­mo­nie so schön sicht­bar wird, ent­de­cken wir nur Ver­ge­bung und den Wunsch nach Inte­gra­ti­on. Alle Mit­glie­der des Krei­ses und die Per­son, die in der Mit­te steht, wer­den dar­an erin­nert, dass durch Ver­zei­hen die Mög­lich­keit gege­ben wird, die Ver­gan­gen­heit und die Angst vor der Zukunft los­zu­las­sen. Der Mensch in der Mit­te wird nicht län­ger als schlecht bewer­tet oder aus der Gemein­schaft aus­ge­schlos­sen. Statt­des­sen wird er dar­an erin­nert, wie viel Lie­be in ihm steckt und dann wie­der in die Gemein­schaft inte­griert. 

Die Not­wen­dig­keit einer ver­ge­ben­den Hal­tung wird von uns meist erkannt und mehr oder weni­ger auf jeweils indi­vi­du­el­le Wei­se prak­ti­ziert. Meist auf der Basis der Ablen­kung und „Zeit heilt alle Wun­den“. Wir wer­den ermu­tigt zu ver­ge­ben, doch wie wir rich­tig ver­ge­ben und uns dau­er­haft von Groll-Ener­gien befrei­en kön­nen, ist erst weni­gen zugäng­lich und wird auch von den meis­ten Insti­tu­tio­nen nicht all­um­fas­send ver­mit­telt. 

Nach mei­nen Erfah­run­gen brau­chen wir Anlei­tun­gen und Werk­zeu­ge, um unse­ren Schmerz zu ver­ste­hen, zu füh­len und somit hei­len zu kön­nen. Erst dann ver­mö­gen wir, aus unse­rem vol­len Poten­zi­al zu schöp­fen und ermög­li­chen den Zugang zu einem freud­vol­len und lebens­be­ja­hen­den Leben. 2008 hat­te ich als Coach der Tip­ping-Metho­de nach einer bewe­gen­den Ver­ge­bungs­ze­re­mo­nie (nach Colin Tip­ping) von fast drei­ßig Per­so­nen die Ein­ge­bung des fol­gen­den Tex­tes, der den Über­gang von unse­rer Wahr­neh­mung als Opfer zur eige­nen Ver­ant­wor­tung mei­nes Erach­tens recht gut beschreibt: 

Spür­bar … 

Mein Leben ist ein Cha­os. Ich will es nicht wahr­ha­ben, 
dass die­se schmerz­li­chen Situa­tio­nen, die­se schmerz­li­chen Begeg­nun­gen immer wie­der mich betref­fen. 

Und doch … 

Ich geste­he mir ein, ich bin im Opfer­land. Der Schmerz in mir ist so spür­bar, so tief, dass er schon zu mir gehört. 

Habe ich mich bereits mit mei­nem Opfer-Dasein iden­ti­fi­ziert? 

Ist der Schmerz in mir schon so ver­traut, 
dass mir etwas feh­len wür­de, wäre er nicht mehr da? 

Lang­sam … ganz lang­sam beginnt sich in mir etwas zu regen. Es ist, als ob eine Stim­me in mei­nem Inne­ren zu mir spricht: Wozu dient mir mein Schmerz? 

Wann füh­le ich mich halt­lo­ser: Ohne Schmerz? 

Mit Schmerz? 

Ich darf SELBST ent­schei­den … Ich spü­re … 

Im Opfer­land, im Land des Schmer­zes – es ist ange­nehm, ver­traut, zwar grau­sam, belas­tend, ankla­gend, schmerz­lich, 

aber … eben so ver­traut. 

Mei­ne Gedan­ken dre­hen sich im Kreis … Gibt es einen ande­ren Weg?
Auch für mich? 

Ich spü­re … 

Mei­ne Ängs­te hal­ten mich zurück im Opfer­land. 

Angst vor einer neu­en Iden­ti­fi­ka­ti­on, Angst vor mei­ner eige­nen Grö­ße,
Angst vor Lie­be, 

Angst vor Nähe, 

Angst vor der Macht mei­ner eige­nen Gedan­ken … 

und doch, da ist es wie­der! 

Etwas beginnt in mir zu wach­sen, ganz lang­sam, sehr zag­haft.
Ein Teil in mir, der sich auf die Suche nach dem Licht bege­ben will, 
dem Licht in mir, der Lie­be in mir, der Grö­ße in mir! 

Ein schö­nes Gefühl. 

Ein Gefühl der Gebor­gen­heit, des Frie­dens, 
einer bedin­gungs­lo­sen Lie­be zu allem, was ist. 

Es beginnt, ver­traut zu wer­den. 

Es wächst in mir, beginnt, mir neu­en Halt zu geben.  
Etwas nabelt sich ab von der Abhän­gig­keit  
von äuße­ren Umstän­den. 

Die schmerz­li­chen Situa­tio­nen und Begeg­nun­gen brin­gen mich nun mit mir selbst in Ver­bin­dung.  

ICH habe die Macht, dar­über zu ent­schei­den, 
wie sie auf mich wir­ken.  
WOW – ein schö­nes Gefühl! 

Mein Leben ist immer noch ein Cha­os, aber ich kann schon mal dar­über lächeln, mein Cha­os anneh­men, 
mir selbst KLAR­HEIT ver­schaf­fen. 

Was möch­te ICH? 

Ich glau­be, ich bin bereit, mei­ne Sicht­wei­se zu ändern. 

Ich habe den Samen der Lie­be gesät, der Lie­be zu mei­nem SELBST, 

zu mei­ner wah­ren Grö­ße, zu mei­nem „ICH BIN“! 

Ich kann nun sagen:  
Mein Leben ist ein Cha­os, doch mein Leben hat Sinn! 

Die heilende Kraft der Vergebung 

Das Leben mit sei­nen Her­aus­for­de­run­gen bringt uns immer wie­der mit Ver­let­zun­gen in Kon­takt. Ärger mit Kol­le­gen, uner­füll­te Erwar­tun­gen gegen­über dem Part­ner, den Kin­dern, Streit­ge­sprä­che, Stress und Krank­hei­ten füh­ren uns oft in eine Hal­tung, in der wir uns als Opfer füh­len und kei­nen Aus­weg fin­den. Die Groll-Ener­gien, die wir gegen­über ande­ren oder gegen­über uns selbst hegen, rau­ben uns viel Lebens­kraft im Hier und Jetzt. Eine ver­ge­ben­de Hal­tung fällt oft schwer. 

Was wäre, wenn unse­re Mit­men­schen, die uns im Leben am meis­ten ver­let­zen, auf einer höhe­ren Ebe­ne unse­re engs­ten Freun­de wären, und wenn alles, was wir hier erle­ben, einen Sinn hät­te? Wie könn­te ich dann mei­nen Ärger in Lie­be und Mit­ge­fühl trans­for­mie­ren? 

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Über die Autorin:

Conny Elohin Zahor

Con­ny Elo­hin Zahor ist psy­cho­lo­gi­sche Bera­te­rin. Die Ver­ge­bungs­exper­tin weiß um den inne­ren Reich­tum, die Freu­de und unend­li­che Lie­be, die in uns allen schwingt. Die Tip­ping-Ver­ge­bungs­ar­beit ermög­licht ihr eine effek­ti­ve Beglei­tung von Suchen­den. Zusam­men mit ihrem Mann betreibt sie erfolg­reich eine Natur­heil­pra­xis in Kemp­ten im All­gäu. 

Kon­takt: www.naturheilpraxis-zahor.de 

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