Ärtzin an einem Tablet

Empathie per App? Chancen und Herausforderungen der digitalen Arzt-Patienten-Kommunikation

#digi­tal­he­alth #tele­me­di­zin #tele­der­ma­to­lo­gie #online-arzt #haut­arzt

Dr.med. Ali­ce Mar­tin

Eine gelun­ge­ne Arzt-Pati­en­ten-Kom­mu­ni­ka­ti­on ist von ent­schei­den­der Bedeu­tung für den Behand­lungs­er­folg – sowohl aus der Sicht des Arz­tes als auch des Pati­en­ten, damit der Arzt die rich­ti­ge Dia­gno­se stel­len und eine pas­sen­de The­ra­pie fin­den kann. Zudem hilft sie dem Pati­en­ten, best­mög­lich mit sei­ner Erkran­kung umzu­ge­hen. Mit der auch in Deutsch­land immer wei­ter vor­an­schrei­ten­den Digi­ta­li­sie­rung des Gesund­heits­we­sens steht die­se Gesprächs­form nun vor neu­en Her­aus­for­de­run­gen. Ist eine gelun­ge­ne Arzt-Pati­en­ten-Kom­mu­ni­ka­ti­on mit tech­ni­schen Hilfs­mit­teln mög­lich?

All­ge­mei­ne Her­aus­for­de­run­gen der Arzt-Pati­en­ten-Kom­mu­ni­ka­ti­on

Kaum eine ande­re Kom­mu­ni­ka­ti­ons­form steht vor den glei­chen Her­aus­for­de­run­gen oder ist so viel dis­ku­tiert wor­den wie die Arzt-Pati­en­ten-Kom­mu­ni­ka­ti­on. Ein mög­li­ches sozia­les Hier­ar­chie­ge­fäl­le zwi­schen Arzt und Pati­ent sowie ein offen­sicht­li­cher Unter­schied beim Stand des Vor­wis­sens einer Erkran­kung und eine mög­li­che emo­tio­nal auf­ge­la­de­ne Atmo­sphä­re gehö­ren zu den Her­aus­for­de­run­gen der Arzt-Pati­en­ten-Kom­mu­ni­ka­ti­on.

Ärz­te füh­ren täg­lich vie­le Behand­lungs­ge­sprä­che, bei denen sie ihren Pati­en­ten auch teils schlech­te Nach­rich­ten über­brin­gen müs­sen. Gera­de in sol­chen Situa­tio­nen ist eine sach­li­che, prä­zi­se, ver­ständ­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on von gro­ßer Bedeu­tung. Empa­thie spielt hier eine beson­ders gro­ße Rol­le. Eine posi­tiv gepräg­te Bezie­hung ist daher die Grund­vor­aus­set­zung für gelun­ge­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Arzt und Pati­ent.

Media­le Arzt-Pati­en­ten-Kom­mu­ni­ka­ti­on

Die Ver­wen­dung von tech­ni­schen Hilfs­mit­teln bei der Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Arzt und Pati­ent wird viel dis­ku­tiert. Wel­che The­men kön­nen per App und per Tele­fon kom­mu­ni­ziert wer­den, wel­che Gesprä­che soll­ten per­sön­lich statt­fin­den?

Das Arzt­ge­spräch mit­tels tech­ni­scher Hilfs­mit­tel ist aller­dings nichts Neu­es: Arzt-Pati­en­ten-Gesprä­che per Tele­fon sind schon lan­ge bekannt und auch Kon­sul­ta­tio­nen zwi­schen Ärz­ten per Tele­fon sind bereits seit Jahr­zehn­ten gän­gi­ge Pra­xis. Mit der Covid-19-Pan­de­mie wur­den digi­ta­le Gesund­heits­an­ge­bo­te und neue Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge in der Medi­zin zuneh­mend popu­lä­rer. Der Fach­be­griff für medi­zi­ni­schen Infor­ma­ti­ons­aus­tausch mit­tels tech­ni­scher Hilfs­mit­tel lau­tet Tele­me­di­zin. Der Begriff meint sowohl die Tele­fo­nie als auch Video­sprech­stun­den sowie die Behand­lung per App.

Digi­ta­le Arzt-Pati­en­ten-Kom­mu­ni­ka­ti­on

Die Behand­lung über Video­platt­for­men wur­de durch die Her­aus­for­de­run­gen der Covid-19-Pan­de­mie zuneh­mend popu­lä­rer. Hier tref­fen Arzt und Pati­ent vir­tu­ell zu einer ver­ein­bar­ten Zeit für eine Bera­tung auf­ein­an­der. In Deutsch­land sind die Tele­me­di­zin-Anbie­ter Tele­cli­nic und Fer­n­arzt zu nen­nen, bei denen Fach­ärz­te ver­schie­de­ner Berei­che behan­deln.

Es gibt auch vier Tele­me­di­zin-Anbie­ter, die sich auf den Fach­be­reich Der­ma­to­lo­gie spe­zia­li­siert haben. Dazu gehört die Platt­form Online Doc­tor, Derma2go, App Doc und der­ma­no­stic. Bei den bei­den zuletzt genann­ten wird die Behand­lung per App mit­tels des soge­nann­ten Bild-Text-Ver­fah­rens durch­ge­führt. Die Der­ma­to­lo­gie bie­tet als visu­el­les Fach die Mög­lich­keit, eine Haut­er­kran­kung durch eine Blick­dia­gno­se zu stel­len.

Bei einer Behand­lung wer­den Fotos einer Haut­ver­än­de­rung von einem Pati­en­ten oder einer ange­hö­ri­gen Per­son auf­ge­nom­men und zusam­men mit einem aus­ge­füll­ten Fra­ge­bo­gen per App an Haut­fach­ärz­te geschickt. Bei die­sem Ver­fah­ren fin­det die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Arzt und Pati­ent nicht nur räum­lich, son­dern auch zeit­lich ver­setzt statt. Es wird daher auch als asyn­chro­nes Ver­fah­ren bezeich­net.

Die Video­sprech­stun­de und das Bild-Text-Ver­fah­ren sind Metho­den der digi­ta­len Tele­me­di­zin.

Auch außer­halb von pan­de­mi­schen Zustän­den haben digi­ta­le Ange­bo­te das Poten­zi­al, unser Gesund­heits­sys­tem nach­hal­tig zu ver­än­dern. So kön­nen tele­me­di­zi­ni­sche Ange­bo­te dazu bei­tra­gen, dem Fach­arzt­man­gel in länd­li­chen Gegen­den ent­ge­gen­zu­wir­ken und eine flä­chen­de­cken­de Ver­sor­gung zur Zeit des demo­gra­phi­schen Wan­dels zu ermög­li­chen.

Auch bie­tet sich gera­de in der Der­ma­to­lo­gie – bei einer durch­schnitt­li­chen War­te­zeit von 38 Tagen – die Mög­lich­keit einer asyn­chro­nen Behand­lung per App an. Pati­en­ten kön­nen ihre Dia­gno­se so außer­halb einer ört­li­chen und zeit­li­chen Abhän­gig­keit erhal­ten.

Der Schutz von Pati­en­ten­da­ten in der digi­ta­len Welt

Pati­en­ten­da­ten gehö­ren zu den „beson­de­ren Kate­go­rien“ per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten und sind daher beson­ders schüt­zens­wert. Um den Daten­schutz der Pati­en­ten­in­for­ma­tio­nen bei der ärzt­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­on mit­tels tech­ni­scher Hilfs­mit­tel zu gewäh­ren, müs­sen Tele­me­di­zin-Anbie­ter höchs­te Daten­si­cher­heits­an­for­de­run­gen erfül­len.

Zum Bei­spiel wird bei der Online-Haut­arzt­pra­xis der­ma­no­stic die Daten­si­cher­heit dadurch gewähr­leis­tet, dass Daten aus­schließ­lich auf deut­schen Ser­vern gespei­chert wer­den, dafür ist der Tele­der­ma­to­lo­gie-Anbie­ter TÜV Daten­schutz-zer­ti­fi­ziert.

Ein­füh­lungs­ver­mö­gen per Text? Das Her­stel­len einer digi­ta­len Pati­en­ten­bin­dung

Man­che Dia­gno­sen bedür­fen einer beson­ders ein­fühl­sa­men Erklä­rung. Pati­en­ten kön­nen Ein­zel­hei­ten der eige­nen Erkran­kung oder Vor­gän­ge bei der Behand­lung oder dem Krank­heits­ver­lauf unklar sein. Vie­le Patient*innen füh­len sich stark durch ihre Angst um ihre Gesund­heit belas­tet.

Daher ist es im Kon­text von Arzt-Pati­en­ten-Gesprä­chen – sowohl im Digi­ta­len als auch in Prä­senz – ent­schei­dend, dass durch den Arzt eine pati­en­ten­ge­rech­te aus­führ­li­che Auf­klä­rung erfolgt.

Die Kom­mu­ni­ka­ti­on per Whats­App und ande­rer Mes­sen­ger ist seit Jah­ren fes­ter Bestand­teil des All­tags vie­ler Men­schen – hier wer­den regel­mä­ßig per­sön­li­che Nach­rich­ten aus­ge­tauscht, Gefüh­le ver­mit­telt und Bezie­hun­gen gepflegt. Mul­ti­mo­da­le Aspek­te der Kom­mu­ni­ka­ti­on, die bei der Bezie­hungs­ge­stal­tung hel­fen und die bei einem asyn­chro­nen Gespräch weg­fal­len, wer­den per Text und durch die Text­um­ge­bung kom­pen­siert. Gesichts­aus­drü­cke und Ges­ten wer­den bei Whats­App durch Emo­jis ersetzt; aber auch das Wor­ding oder die Inter­punk­ti­on kann viel über eine Bezie­hung aus­sa­gen.

Vie­le Stu­di­en legen nahe, dass die Whats­App-Kom­mu­ni­ka­ti­on auf­grund ihrer Kon­zep­ti­on als münd­lich und nicht als schrift­lich ein­ge­stuft wird. Schrift­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on ist also nicht per se weni­ger emo­tio­nal oder per­sön­lich. Die Geschwin­dig­keit einer text­ba­sier­ten, syn­chro­nen Kom­mu­ni­ka­ti­on wird gera­de von jun­gen Men­schen hoch geschätzt. Geht es dabei um medi­zi­ni­sche The­men, hat die räum­li­che Distanz bei zeit­li­cher Nähe einen wei­te­ren Vor­teil: Es fällt vie­len Men­schen leich­ter, über inti­me Belan­ge zu spre­chen. Dass die Kom­mu­ni­ka­ti­on bei tele­der­ma­to­lo­gi­schen Anbie­tern durch den Kon­takt per App größ­ten­teils schrift­lich statt­fin­det, bringt Vor- und Nach­tei­le mit sich. Der Vor­teil ist die Per­sis­tenz – dass das Ver­schrift­lich­te dau­er­haft zur Ver­fü­gung steht und daher belie­big oft abge­ru­fen wer­den kann.

Es ist also durch­aus mög­lich, auch über Text­kom­mu­ni­ka­ti­on eine Bin­dung her­zu­stel­len. Trotz­dem ist der vir­tu­el­le Aus­tausch etwas ande­res als der Arzt­be­such in Prä­senz. Es ver­än­dert sich tat­säch­lich etwas in der Bezie­hung zwi­schen Arzt und Pati­ent, aber die­se Bin­dung ent­fällt nicht.

Eine neue Form der Bin­dung – der Arzt als Dienst­leis­ter

Durch die Digi­ta­li­sie­rung ver­än­dert sich die Bezie­hung von Arzt und Pati­ent. Der digi­ta­le Arzt kann immer und über­all kon­sul­tiert wer­den. Statt dass der Pati­ent auf einen Ter­min war­tet und phy­sisch zum Arzt gehen muss, kann er mit­tels digi­ta­ler Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel in sei­ner Kom­fort­zo­ne – zum Bei­spiel zuhau­se auf der Couch – sein, wenn er den Arzt kon­sul­tiert, und muss nicht lan­ge auf eine Dia­gno­se war­ten. Die­se Bedin­gun­gen schwä­chen das „klas­si­sche“ Hier­ar­chie­ge­fäl­le zwi­schen Arzt und Pati­ent ab.

Aktu­ell ist die Tele­me­di­zin in Deutsch­land noch nicht so ver­brei­tet, sodass tele­me­di­zi­ni­sche Unter­neh­men um Pati­en­ten wer­ben. Dadurch wird das Arzt-Pati­en­ten-Ver­hält­nis von einem Exper­ten-Lai­en-Ver­hält­nis zu einem Dienst­leis­ter-Kun­den-Ver­hält­nis. Und das zeigt sich nicht nur im Ver­hal­ten der Tele­me­di­zi­ner, son­dern auch in dem der Pati­en­ten: Waren sie vor­her zurück­hal­tend in einem medi­zi­ni­schen Gespräch, wer­den digi­tal aktiv Fra­gen gestellt. Dies führt nicht nur zu einer aus­ge­gli­che­ne­ren Kom­mu­ni­ka­ti­on, son­dern auch zu einer bes­se­ren Behand­lung. Aber nicht nur die Arzt-Pati­en­ten-Kom­mu­ni­ka­ti­on im direk­ten Wort­sinn hat sich ver­än­dert – auch ande­re medi­zi­ni­sche Gesprä­che ver­än­dern sich durch Digi­ta­li­sie­rung.

Pati­en­ten­be­treu­ung in einer Online-Haut­arzt­pra­xis

Die Kom­mu­ni­ka­ti­on der Kran­ken­pfle­ger gewinnt in der digi­ta­len Medi­zin zuneh­mend an Bedeu­tung. Kran­ken­pfle­ger gehen gezielt auf Pati­en­ten zu, um zu erfra­gen, ob sich die Krank­heit nach der Dia­gno­se und der vor­ge­schla­ge­nen Behand­lung gebes­sert hat. Die­se Kom­mu­ni­ka­ti­on nach dem eigent­li­chen Arzt-Pati­en­ten-Gespräch fällt unter den Begriff „Nach­sor­ge“.

Auch Pati­en­ten­rück­fra­gen – in der Der­ma­to­lo­gie so etwas wie „Wie lan­ge muss ich die­se Creme auf­tra­gen?“ – wer­den per Chat oder tele­fo­nisch durch medi­zi­ni­sches Fach­per­so­nal beant­wor­tet.

Bei erns­ten The­men oder dem Nach­sor­ge-Gespräch wählt das medi­zi­ni­sche Per­so­nal in der Regel die Kom­mu­ni­ka­ti­on über das Tele­fon.

Fazit

Kann ein digi­ta­ler Aus­tausch das her­kömm­li­che Arzt-Pati­en­ten-Gespräch erset­zen?

Die Tele­me­di­zin und die impli­zier­te Tele­der­ma­to­lo­gie kön­nen nur gemein­sam eine umfäng­li­che Behand­lung ermög­li­chen. Das Tele­fo­nie­ren zum Bei­spiel ergänzt die digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­on mit­tels Text und Bil­dern, um eine gute Nach­sor­ge zu ermög­li­chen. In eini­gen Fäl­len – gera­de bei schwe­ren chro­ni­schen Erkran­kun­gen – ist ein per­sön­li­ches Zusam­men­tref­fen der bes­te Kom­mu­ni­ka­ti­ons­weg.

Das Ent­schei­den­de ist, dass wir ein Sys­tem schaf­fen, indem alle Mög­lich­kei­ten exis­tie­ren und ein­an­der ergän­zen. Unse­re Gesell­schaft ist sehr fle­xi­bel gewor­den und die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung ist zuneh­mend dabei, sich dar­an anzu­pas­sen.

Die asyn­chro­ne Nut­zung einer App ist unver­bind­li­cher, anony­mer, ein­fa­cher und kann den Arzt vor Ort ent­las­ten. Je nach­dem, was der Pati­ent gera­de braucht, wird er das eine, das ande­re oder viel­leicht bei­des nut­zen. Schluss­end­lich ist es wich­tig zu beto­nen, dass die Tele­me­di­zin den per­sön­li­chen Arzt-Pati­en­ten-Kon­takt nie­mals erset­zen kann, son­dern ledig­lich ergän­zen soll.

Tipp

Mit der Online-Haut­arzt­pra­xis der­ma­no­stic kön­nen Pati­en­ten inner­halb von 24h digi­tal behan­delt wer­den. Hier­zu sen­den sie drei Fotos von betrof­fe­nen Haut­stel­len und einen aus­ge­füll­ten Fra­ge­bo­gen an spe­zi­ell geschul­te Der­ma­to­lo­gen. Der Pati­ent erhält eine Dia­gno­se, The­ra­pie­emp­feh­lung und ein Rezept. Die App ist kos­ten­frei im App Store und im Goog­le Store ver­füg­bar. Die Behand­lungs­kos­ten betra­gen 25€ und wer­den bereits von pri­va­ten als auch teil­wei­se von gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen über­nom­men.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: www.dermanostic.com

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Über die Autorin:

Dr. Alice Martin

Dr. Ali­ce Mar­tin ist Ärz­tin und Mit­grün­de­rin der mehr­fach aus­ge­zeich­ne­ten Online-Haut­arzt­pra­xis der­ma­no­stic. Ihr Stu­di­um der Human­me­di­zin absol­vier­te sie an der Hein­rich-Hei­ne-Uni­ver­si­tät Düs­sel­dorf. Spä­ter begann sie ihre Fach­arzt­aus­bil­dung zur Der­ma­to­lo­gin am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Düs­sel­dorf und führ­te die­se am Heli­os Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Wup­per­tal fort.

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