Hörverlust

Alle reden so undeutlich… und jetzt? 

Dabei bleiben | Hörminderung bewusst machen 

Dr. Juliane Dettling-Papargyris 

Son­nen­strah­len, blau­er Him­mel, das schö­ne Wet­ter lockt nach drau­ßen. Freun­de und Bekann­te tref­fen sich im Bier­gar­ten, tau­schen sich über Erleb­nis­se der letz­ten Tage, Wochen oder gar Mona­te aus. Es wird gelacht und die Zeit genos­sen. Doch dazwi­schen fällt eine Per­son auf – ein Mann mitt­le­ren Alters. Er ist nicht aktiv am Gespräch betei­ligt. Ver­träumt und abwe­send sitzt er dabei. Wor­an er wohl denkt? 

Irgend­wann spre­chen sei­ne Bank­nach­barn den Mann direkt an. Wie­der in das Gespräch zurück­ge­holt, schaut er die ande­ren Grup­pen­mit­glie­der an, spricht mit. Doch immer wie­der muss er nach­fra­gen: „Äh, was?“ „Wie bit­te?“ „Ich ver­ste­he dich nicht.“ „Was hast du gera­de gesagt?“ Schein­bar schweift er mit sei­nen Gedan­ken ab, wirkt unkon­zen­triert. Das Gespräch strengt den Mann ganz offen­sicht­lich an. Es wird ihm zuneh­mend unan­ge­nehm, mehr oder min­der pas­siv dabei zu sit­zen, er ver­ab­schie­det sich früh­zei­tig aus der Run­de. „Zu Hau­se war­tet noch das Auf­räu­men der Gara­ge auf mich“, gibt er zur Ent­schul­di­gung an. Dann geht er. 

Hörminderung bewusst machen 

Auf dem Weg nach Hau­se denkt er nach. Reden wirk­lich alle so undeut­lich? Frü­her haben ihm sol­che Tref­fen viel Freu­de berei­tet. Doch nun ist es so anstren­gend. In Gedan­ken ver­tieft bleibt sein Blick plötz­lich an einem Schau­fens­ter hän­gen. Ein kos­ten­lo­ser Gehör­test, dazu ein Ver­spre­chen, durch das Trai­ning des Gehörs wie­der aktiv am Leben teil­neh­men zu kön­nen. Soll­te das die Lösung sein? Er fühlt sich direkt ange­spro­chen, den­noch rudert er gedank­lich zurück: „Aber ich bin doch nicht schwer­hö­rig. Ich bin doch noch jung“, denkt sich der Mann und geht wei­ter. Nach eini­gen Wochen, das lei­di­ge The­ma Hör­pro­ble­me vor­erst ver­drängt, trifft sich der Mann erneut mit Freun­den. Wie durch Zufall kommt auch das The­ma Schwer­hö­rig­keit auf – die Eltern eines Bekann­ten müs­sen sich mit dem The­ma befas­sen. „Bei denen kann ich’s ver­ste­hen, die sind ja auch schon ein paar Jah­re älter als ich“, ertappt sich der Mann im Gedan­ken. Doch, so die ein­hel­li­ge Mei­nung im Gespräch, die gan­ze Pro­ze­dur sei sehr schwie­rig. Es wür­de alles nicht viel brin­gen, die Nut­zung von Hör­ge­rä­ten nur unan­ge­neh­men Lärm erzeu­gen. Der Mann erzählt von dem, was er gese­hen hat. Alle sind erstaunt dar­über, haben bis­lang noch kei­ne Kennt­nis von einer Gehör­the­ra­pie genom­men. So etwas wur­de den betrof­fe­nen Eltern jeden­falls über­haupt nicht ange­bo­ten. Posi­tiv bestärkt beschließt der Mann daher, es ein­fach zu pro­bie­ren und geht zu dem Geschäft. 

Hören emotional begreifen 

Schon beim Rein­kom­men merkt er, dass es anders ist, als die Freun­de beschrie­ben haben. Ein freund­li­cher Mit­ar­bei­ter emp­fängt den Mann. Zu sei­nem Erstau­nen wer­den ihm nicht sofort Hör­ge­rä­te ange­bo­ten. Statt­des­sen nimmt sich der Mit­ar­bei­ter viel Zeit, spricht über die aktu­el­le Situa­ti­on und Sor­gen der Per­son. Im Gegen­satz zu den Geschich­ten sei­ner Freun­de fühlt er sich mit sei­nem Pro­blem ernst genom­men – nicht nur als poten­ti­el­ler Käu­fer, son­dern vor allem als Mensch mit einem emo­tio­nal belas­ten­den Pro­blem. Im Anschluss an das Gespräch wird der Mann noch neu­gie­ri­ger, er möch­te es wis­sen. Und tat­säch­lich: Ein anschlie­ßen­der Hör­test offen­bart – ja, es liegt eine Hör­min­de­rung vor. „Brau­che ich also Hör­ge­rä­te?“, fragt der Mann den Mit­ar­bei­ter. „Ja, aber das Hör­ge­rät ist ledig­lich Mit­tel zum Zweck“, erklärt die­ser, „denn gutes Hören fin­det im Gehirn statt.“ 

Das Gehirn hört mit 

Die Ohren neh­men alle Geräu­sche der Umge­bung auf. Erst das Gehirn fil­tert wich­ti­ge von unwich­ti­gen Tönen und ermög­licht so gutes Hören auch in Gesprächs­run­den. Setzt eine Hör­min­de­rung ein, wird die­ser Fil­ter nicht mehr trai­niert. Nun gelan­gen bestimm­te Töne nicht mehr dort­hin. Durch ein Hör­ge­rät wer­den die Töne ver­stärkt und so wie­der kom­plett an den Hör­fil­ter her­an­ge­führt. Die­ser kann jedoch mit der plötz­li­chen Flut an Geräu­schen nicht mehr adäquat umge­hen – Über­for­de­rung, unan­ge­neh­mer Hör­lärm stellt sich ein. 

Dass Hören so kom­plex und viel­fäl­tig ist, war dem Mann bis­her nicht bewusst. Eben­so, dass Ver­ste­hen und Hören nicht gleich sind, son­dern durch Hör­fil­ter Wich­ti­ges von Unwich­ti­gem getrennt wird und dadurch über­haupt erst Unter­hal­tun­gen mög­lich wer­den.  

Hören – so individuell wie ein Fingerabdruck 

Auf­grund des kom­ple­xen Hörvor­gan­ges gibt es ver­schie­de­ne Möglich­kei­ten der Hörmin­de­rung, die über eine Gehörana­ly­se ermit­telt wer­den. 

Ver­schie­de­ne Tests ermög­li­chen am Ende ein ganz genau­es Bild der Hör­min­de­rung, die so indi­vi­du­ell ist wie ein Fin­ger­ab­druck. Doch wie kommt es über­haupt zu einer Hör­min­de­rung? Durch einen dege­ne­ra­ti­ven Ver­stär­kungs­ver­lust der Ohren kom­men weni­ger Töne an den zustän­di­gen Hör­fil­tern im Gehirn an. Das hat zur Fol­ge, dass sich die Ner­ven­zell­ver­bin­dun­gen zurück­bil­den. Sie wer­den schlicht nicht mehr benö­tigt. Durch mehr Kon­zen­tra­ti­on und Auf­merk­sam­keit kann die Hör­min­de­rung situa­ti­ons­be­dingt mal bes­ser, mal schlech­ter kom­pen­siert wer­den. 

Hörfitness kann trainiert werden 

Um einer fort­schrei­ten­den Hörmin­de­rung ent­ge­gen­zu­wir­ken, ist es unumgänglich, den Abbau der Ner­ven­zell­ver­bin­dun­gen zu stop­pen. Ein bewuss­tes Trai­ning des Hörfil­ters setzt genau dort an. 

Um eben­die­se wie­der zu trai­nie­ren und zu stär­ken, müs­sen die bereits exis­ten­ten Ver­stär­kungs­ver­lus­te aus­ge­gli­chen wer­den. Durch spe­zi­el­le Übun­gen mit Trai­nings­hör­ge­rä­ten lernt das Gehirn nach und nach, wich­ti­ge von unwich­ti­gen Tönen zu tren­nen. Es nimmt dazu die nun ver­stärkt ein­tref­fen­den Töne als nor­mal an, die Hör­an­stren­gun­gen und dar­aus fol­gend der Hör­stress sin­ken. 

Der Mann ist begeis­tert: Bereits weni­ge Tage nach Beginn sei­ner per­sön­li­chen Gehör­the­ra­pie kann er wesent­lich bes­ser an den Gesprächs­run­den teil­neh­men. Nach nur zwei Wochen wer­den die eige­nen Hör­ge­rä­te aus­ge­wählt und kor­rekt ein­ge­stellt – er ist wie­der hör­fit im All­tag, kann den Gesprä­chen sei­ner Freun­de fol­gen und geht hoch­mo­ti­viert sei­nen liebs­ten Akti­vi­tä­ten nach. 

Über terzo® 

„Übung macht den Meis­ter“ – nach die­ser Devi­se lässt sich nicht nur ein Instru­ment erler­nen, son­dern auch das Gehör trai­nie­ren. Die sys­te­ma­ti­sche terzo®Gehörtherapie bie­tet die Mög­lich­keit, die Hör­fä­hig­keit Betrof­fe­ner durch die Kom­bi­na­ti­on aus Gehör­trai­ning und Hör­ge­rä­ten zu opti­mie­ren. Erst­ma­lig ange­wandt im Jahr 2006, haben mitt­ler­wei­le über 30.000 Men­schen die terzo®Gehörtherapie genutzt. Sie kön­nen sich in einem der deutsch­land­weit ver­tre­te­nen terzo®-Zentren bera­ten las­sen und für ihre Behand­lung aus einem Ange­bot her­stel­ler­über­grei­fen­der Hör­ge­rä­te aller Leis­tungs­klas­sen wäh­len.  

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Zusätzliche Hinweise:

Hörfilter

Unser Gehirn besitzt die Fähig­keit, Infor­ma­tio­nen zu sor­tie­ren und zu fil­tern. Die dafür zustän­di­ge Gehirn­re­gi­on ist der Tha­la­mus. Er ist die Sam­mel­stel­le für alle Sin­nes­ein­drü­cke (außer dem Geruchs­sinn) und wird auch als „das Tor zum Bewusst­sein“ bezeich­net, da hier Infor­ma­tio­nen ver­teilt und gefil­tert wer­den. Auch Hör­in­for­ma­tio­nen wer­den gefil­tert. Nicht alles, was die Ohren wei­ter­lei­ten, kommt auch zu 100 % in der bewuss­ten Hör­ver­ar­bei­tung an. Tat­säch­lich wer­den 70 % der Hör­in­for­ma­tio­nen aus­ge­fil­tert und nur 30 % errei­chen die bewuss­te Hör­ver­ar­bei­tung. (Haer­köt­ter, 2001, S. 9)  

In der Fach­li­te­ra­tur wer­den Hör­fil­ter als Funk­ti­ons­sys­te­me beschrie­ben, die gewohn­te oder nicht not­wen­di­ge Töne unter­drü­cken und ablen­ken, bevor sie in die Wahr­neh­mung kom­men kön­nen (Hes­se & Schaaf, 2012). Das ermög­licht uns das selek­ti­ve Hören, was beson­ders wich­tig ist, wenn wir uns in geräusch­vol­len Umge­bun­gen befin­den. Mit einem intak­ten Hör­fil­ter kön­nen pro­blem­los Unter­hal­tun­gen geführt wer­den, auch wenn es rund­her­um sehr belebt zugeht. Und die­se Funk­ti­on schützt auch vor zu viel akus­ti­schem Input und somit vor einer Reiz­über­flu­tung. 

Liegt eine Hör­min­de­rung vor, geht die­se Fähig­keit ver­lo­ren. Der Fil­ter arbei­tet nicht mehr rich­tig und Betrof­fe­ne haben pri­mär Pro­ble­me mit dem Ver­ste­hen in geräusch­vol­ler Umge­bung.

Gehöranalyse mit terzo®  

Ent­ge­gen übli­cher Erwar­tun­gen, wer­den den Betrof­fe­nen bei der terzo®Gehöranalyse kei­ne vor­ge­ge­be­nen Töne und Laut­stär­ken vor­ge­spielt. Sie kön­nen die Laut­stär­ke selbst regeln, bis sie den Ton wahr­neh­men – ein völ­lig neu­es und sehr ange­neh­mes Gefühl. Ins­ge­samt drei kur­ze Tests wer­den unter fach­män­ni­scher Lei­tung durch­ge­führt. Anhand eines aus­führ­li­chen Pro­to­kolls doku­men­tiert der terzo®-Akustiker die vor­han­de­ne Hör­leis­tung. In einer wei­ter­füh­ren­den Bera­tung kann der Betrof­fe­ne schnell selbst erken­nen, wo wel­che Hand­lungs­mög­lich­kei­ten lie­gen und wel­che Chan­cen er nut­zen kann. Basie­rend dar­auf wer­den pas­sen­de Trai­nings­hör­ge­rä­te ange­passt. Der eigens geschul­te Akus­ti­ker erklärt genau, in wel­chen Fre­quen­zen wel­che Ver­stär­kun­gen vor­ge­nom­men wer­den und wel­che Aus­wir­kun­gen das auf das Ver­ste­hen hat. Wich­tig dabei ist das ganz­tä­gi­ge Tra­gen der Hör­ge­rä­te, um die Hör­an­stren­gung zu redu­zie­ren. Zum Abschluss wer­den Abfor­mun­gen der Ohren genom­men, damit die indi­vi­du­el­len Ohr­pass­stü­cke der Trai­nings­hör­ge­rä­te bis zum Trai­nings­an­fang erstellt wer­den kön­nen. Nur zwei Wochen dau­ert der Weg über die terzo®Gehörtherapie zum per­fekt ange­pass­ten Hör­ge­rät und letzt­lich mehr Lebens­qua­li­tät. Denn Lebens­qua­li­tät ist dazu­ge­HÖ­REN! 

Wei­te­re Infos:  
www.terzo-zentrum.de

Über die Autorin:

Dr. Julia­ne Dett­ling-Papar­gy­ris ist wis­sen­schaft­li­ches Gesicht und Lei­te­rin des terzo®-Instituts für ange­wand­te Gehör­for­schung. Seit über 10 Jah­ren hat sie sich den The­men Hör­for­schung und gutes Hören in all sei­nen Facet­ten ver­schrie­ben. Als Dok­to­ran­din und Mit­ar­bei­te­rin des Hör­for­schungs­zen­trums Tübin­gen leg­te sie den Grund­stein für ihre fach­li­che Exper­ti­se. Ihr Cre­do: „Hören ist Lebens­qua­li­tät“. 

Kon­takt: www.terzo-zentrum.de 

Mehr zum Thema 

  • Haer­köt­ter, C. (2001). Kogni­ti­ve Ver­hal­tens­the­ra­pie bei chro­ni­schem Tin­ni­tus: Eva­lua­ti­on neu­er Ansät­ze. Eine Stu­die zu poten­ti­el­len The­ra­pie­ef­fek­ten ver­bes­ser­ter Edu­ka­ti­on und appa­ra­ti­ver Ver­sor­gung mit the­ra­peu­ti­schen Rausch­ge­ne­ra­to­ren. Dis­ser­ta­ti­on zur Erlan­gung des aka­de­mi­schen Gra­des Dok­tor der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten in der Fakul­tät für Sozi­al- und Ver­hal­tens­wis­sen­schaf­ten, Eber­hard-Karls-Uni­ver­si­tät, Tübin­gen.

  • Hes­se, G., & Schaaf, H. (2012). Manu­al der Hör­the­ra­pie (Bd. 1). Stutt­gart: Georg Thie­me-Ver­lag KG.

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