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Brigitta C. Kemner
So nutzen Sie die Kräfte der Natur, um Ihr Wohlbefinden zu steigern und inneren Raum zu schaffen
Zu Beginn eines Coachings frage ich meine Klienten oft, was ihnen gut tut, wo sie Energie tanken können oder zur Ruhe kommen. Fast ohne Ausnahme erwähnen sie die Natur. Besonders wohltuend ist für viele Menschen der Wald. Der eine liebt zusätzlich besonders die Berge, der andere das Meer. Schon eine Stunde in der Natur kann Wunder bewirken.
Warum ist die Natur unser bester Helfer?
Zunächst einmal ist die Natur unser evolutionäres Zuhause. Es liegt in unseren Genen, dass wir die Natur lieben und uns dort wohlfühlen. Alles, was die Natur uns spiegelt, ist auch in uns. „In der lebendigen Natur geschieht nichts, was nicht in der Verbindung mit dem Ganzen steht.“ (J. W. v. Goethe)
Vielleicht kennen auch Sie dieses wunderschöne Gefühl von Ruhe, Einheit und Frieden, das echte Naturerlebnisse in uns hervorrufen können. Was ich mit „echten“ Naturerlebnissen meine? Sie sollten unverfälscht sein. Dazu gehört ein stilles, staunendes „sich Einlassen“, ohne Ablenkung durch Gespräche, Handy, Musik, Hörbücher oder Grübeleien.
Wann haben Sie zuletzt so ein Rendezvous mit sich selbst gehabt? Wie oft schenken Sie sich echte Naturerlebnisse? Die Natur lädt uns zu dieser Reise ein. Sie weist uns direkt den Weg.
Gönnen Sie sich Zeit in der Natur. Machen Sie sozusagen Urlaub. Sie werden sich eher in Wäldern finden als in Büchern oder Gesprächen.
Genauso, wie lebendige Natur ein knappes Gut geworden ist, bleibt der unverfälschte Kontakt zu uns selbst häufig auf der Strecke.
Vieles in der Welt ist laut, hektisch, schnell, künstlich und oberflächlich geworden. Es mangelt uns an Echtheit, Empathie, Ausgeglichenheit, Ruhe und Tiefe.
Wer zufrieden sein will braucht Selbstbalance
Wenn Sie Ihren Alltag voller Lebensfreude gestalten möchten, brauchen Sie Selbstbalance. Ein wesentliches Element ist die Fähigkeit, die innere Mitte halten und immer wieder einnehmen zu können. So können Sie vor allem in schwierigen Situationen Ruhe und eine voreingenommene Sichtweise bewahren: Zentriertheit. Diese Zentiertheit ermöglicht Ihnen, sich selbst zu spüren und gleichzeitig nicht Opfer der eigenen Impulsreaktionen auf äußere Umstände zu werden. Wer agiert, anstatt zu regieren, gestaltet sein „Drehbuch“ des Lebens voller Bewusstheit selbst.
Zentriertheit verschafft Ihnen innere Stärke, Kreativität und Wohlbefinden.
Im Alltag geht uns unsere Zentriertheit oft verloren. Manche Tage kosten Kraft und Nerven. Wir fühlen uns gereizt und gestresst: der Kopf fährt Karussell. Unzählige Reize überfluten uns, der eine Termin jagt den nächsten und die Liste der unerledigten Dinge nimmt kein Ende.
Viele Menschen verlieren ihre wahren Bedürfnisse aus dem Blick und wälzen Probleme, anstatt zur Ruhe zu kommen. Sie surfen mit ihren Gedanken hin und her und verlieren die Verankerung im JETZT. Viele meiner Klienten beschreiben diesen Alltagstrott als einen Strudel, in dem sie sich gefangen fühlen. Licht und Klarblick fehlen.
Entkommen Sie dem gedanklichen Strudel
Wenn Sie dem Strudel entkommen und wieder Selbstbalance finden möchten, ist es wichtig, dass Sie Bewusstheit in Ihr Leben einziehen lassen. Bewusstheit wird auch Achtsamkeit genannt und ist eine präsente, offene, absichtslose, wertfreie Haltung zum gegenwärtigen Geschehen. Wer achtsam ist, ist zentriert und hat einen klaren Blick nach außen und innen, der nicht durch gedanklichen Lärm verzerrt ist.
Wie gut ist Ihr Kontakt zur Gegenwart? Wie lange gelingt es Ihnen, gegenwärtig zu sein?
Haben Sie sich schon einmal bewusst gemacht, dass das Leben sich ausschließlich im jetzigen Moment abspielt? Wie können Sie erfüllt leben, wenn Sie dort niemals sind, sondern immer automatisch Ihren Gedanken folgen, die woanders sind?
Wir können weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft noch überhaupt durch Gedanken zu uns selbst und unserer Mitte finden, auch wenn wir das ständig versuchen.
Die Natur lehrt uns Achtsamkeit
Die Natur ist immer gegenwärtig und voller Ruhe und Fülle. Je intensiver Sie sich auf die Natur einlassen, desto schneller wird sie in Ihnen das Gleiche aktivieren können. Es ist in der Natur besonders leicht, in die Haltung der Achtsamkeit zu kommen, weil die Natur jederzeit achtsam ist.
Sie nutzen die Natur dann nicht einfach nur als nette Kulisse, sondern als Tor zu achtsamer Begegnung. Haben Sie einen Lieblingsplatz oder Ort in der Natur? Schauen Sie und fühlen Sie, was der Anblick dieses Ortes in Ihnen auslöst. Nutzen Sie all Ihre Sinne, entdecken Sie Farben, Gerüche, Geräusche, Tiere, Formen, Bewegungen und lassen Sie diese Erfahrungen auf sich wirken, ohne sie gedanklich zu werten. Schauen Sie in den Himmel, auf den Boden, richten Sie den Blick auf Blumen, Bäume, Pflanzen, Moose, Laub, und gehen Sie behutsam umher. Spüren Sie den Kontakt Ihrer Füße mit dem Boden, nehmen Sie Ihre Atmung wahr und die Luft, die Sie einatmen. Schließen Sie vielleicht sogar für einen Augenblick einmal die Augen.
Üben Sie dadurch, gegenwärtig und im wachen, offenen Kontakt mit sich selbst und der Umgebung zu sein. Wiederholen Sie diese Achtsamkeitspraxis, wann immer es Ihnen möglich ist. Lassen Sie sich freudig und ohne Erwartungen darauf ein. Beginnen Sie mit einigen Minuten und steigern Sie die Dauer wöchentlich. Sie werden staunen, wie viel differenzierter Sie nach einiger Zeit die natürliche Umgebung wahrnehmen.
Wenn Sie Ihre Achtsamkeitserlebnisse intensivieren möchten, lohnt sich ein Urlaub in lebendiger natürlicher Umgebung. Durch solche Urlaube und wiederholte Naturbesuche im Alltag kommen Ihre Gedanken mehr und mehr zur Ruhe.
In der Haltung der Achtsamkeit grübeln Sie nicht über die Vergangenheit, sammeln keine „to Do‘s“, machen keine Pläne für die Zukunft, ärgern oder ängstigen sich nicht, sondern erleben die Gegenwart ganz bewusst. So schaffen Sie Raum in Ihrem Bewusstsein und zentrieren sich.
Wenn Sie der Natur achtsam begegnen, begegnen Sie sich selbst. Da gibt es keine Trennung.
Sie werden spüren, dass plötzlich wieder Platz ist für Lebensfreude, gute Ideen und neue Perspektiven. Ihr Herz öffnet sich und das Loslassen gelingt Ihnen besser.
Gleichzeitig helfen Sie der Natur, denn auch die Natur ist auf unsere Achtsamkeit angewiesen. Die Zerstörung und Ausbeutung der Natur sind ein Zeichen für die weit verbreitete Unachtsamkeit in unserer Gesellschaft.
Der Wald ist die perfekte Gesundheitsvorsorge
Mein Tipp: Integrieren Sie regelmäßige Ausflüge in den Wald als festen Bestandteil Ihrer Lebensbalance. Hier geht es nicht um sportliche Anstrengung, sondern um achtsame Spaziergänge.
Der österreichische Biologe und Buchautor Clemens Arvay sammelt internationale Forschungsergebnisse zur Wirkung des Waldes auf unsere Gesundheit: „Der Wald hilft uns gegen Depressionen, Angstzustände, Wut, psychische Stressbelastungen und Burnout. Aber er stärkt auch unser Immunsystem, kann uns vor ernsthaften chronischen Krankheiten schützen und sogar vor Herzinfarkt.“
Die vielfältigen Sinneseindrücke, wie das Zwitschern der Vögel und der Geruch von Tannennadeln, stimulieren die Aktivität des Parasympatikus, so Clemens Arvay. Der Parasympatikus ist ein wichtiger Teil unseres Nervensystems, der für Entspannung und Regeneration bis auf Zellebene verantwortlich ist. In unserem hektischen Leben ist der Gegenspieler des Parasympathikus, der Sympathikus, sehr aktiv. Teilweise kommt er überhaupt nicht mehr zum Stillstand und produziert selbst nachts Stresshormone. Wir modernen Menschen brauchen also den Wald als Ausgleich.
Durch das Einatmen der ätherischen Öle, die die Bäume in die Luft abgeben, wird unser Immunsystem gestärkt. Unser Körper produziert aufgrund der in der Waldluft enthaltenen Terpene verstärkt sogenannte Killerzellen, die gegen Krebs wirken können.¹
In Japan sind Waldbesuche seit Jahren Teil der Gesundheitsvorsorge. Der Begriff „Shinrin-yoku“ bedeutet übersetzt „Waldbaden“ ² und ist eine japanische Tradition. 2012 wurde an japanischen Universitäten sogar ein eigener Forschungszweig für „Waldmedizin“ eingerichtet.
Kommen Sie mit den natürlichen Wahrheiten des Lebens in Kontakt
Schließlich ist die Natur auch ein wunderbarer Ort für Kontemplation. Kontemnplation ist wohl für die meisten ein unbekanntes Fremdwort. Es kommt aus dem Lateinischen („contemplari“) und heißt „schauen“.
Wie können Sie die Natur kontemplativ nutzen? Sie schauen äußere Phänomene an, gehen in sich und beziehen die evidenten Wahrheiten, die Sie dort beobachten können, auf sich selbst. Gute Beispiele hierzu sind Vergänglichkeit, Wandel, Kreislauf.
Spüren Sie Ihre Gefühlsreaktion und Impulse auf kontemplative Naturphänomene. Können Sie sich selbst und Ihre Lebenserfahrungen in den Wellen des Meeres wiederfinden? Können Sie am Laub der Bäume oder den Jahreszeiten die Veränderung Ihrer eigenen Lebensphasen gespiegelt sehen? Gibt es natürliche Beobachtungen, die Ihnen zeigen, dass nichts dauerhaft fest und alles in Bewegung ist?
Kann Ihnen der Käfer auf dem Boden zeigen, wie zerbrechlich so ein Leben ist?
Was macht das mit Ihnen? Was geht in Ihnen vor?
Fazit
Es geht hier nicht um Gedanken oder Ergebnisse, sondern um das intuitive „auf sich wirken Lassen“. Sie bekommen Klarblick und eine tief verankerte innere Stärke.
Vielleicht lädt der Wald Sie auch dazu ein, spielerische und gestalterische Erfahrungen zu machen.
Indem wir der Natur auf diese Weise begegnen, begegnen wir uns selbst, werden bewegt und tief berührt. Wir lernen uns selbst auf neue Weise kennen und in unserem Sein zu akzeptieren. Die Natur gibt uns alle Antworten, wir brauchen uns ihr nur zuzuwenden. Sie kann uns mit unserer ureigenen Quelle und Fülle in Kontakt bringen und Trost spenden.
Wann haben Sie sich zuletzt Zeit in der Natur gegönnt? Welche neuen Gewohnheiten könnten Sie in Ihren Tagesablauf integrieren?
Der klarste und direkteste Weg ins Herz führt durch die Natur.
healthstyle
Quellen:
¹ “Effect of forest environment on human immune function“ (Qing Li)
² s. healthstyle 02/2019; S. 30–33
Bücher der Autorin:
Über die Autorin:
Brigitta C. Kemner begleitet seit 2002 Menschen bei persönlicher und beruflicher Entwicklung. Als Expertin für mentale Stärke gibt sie Hilfestellung bei Wachstum, Veränderung, Neuorientierung, Sinnfindung und Konfliktlösung. Menschen suchen ihren Rat in schwierigen Lebensphasen, bei Führungsfragen oder Entscheidungen. Zu ihren Klienten gehören Führungspersonen, Unternehmer, Selbstständige, Politiker, Sportler, Privatpersonen, Paare und Eltern.
Ihre zentralen Arbeitsfelder liegen in den Bereichen Führung, Kommunikation und Selbstbalance/Zufriedenheit. Die Achtsamkeitslehre und buddhistische Psychologie sind ein wesentlicher Bestandteil ihres Coachingansatzes. Ihr Anliegen ist es, Menschen mit ihrer Fülle und ihrem ureigenen Potenzial in Verbindung zu bringen, sie innerlich frei und wach zu machen.
Kontakt: www.brigitta-kemner.com
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